
Die Gerechten
Deutsch von Hinrich Schmidt-Henkel
Inhalt
1905, Moskau: Der Großfürst Sergej ist in seiner Kutsche auf dem Weg ins Bolschoi-Theater. Fünf Revolutionär:innen wollen die Gelegenheit nutzen, um einen Anschlag auf den Despoten zu verüben. Doch die Tat misslingt: Der Attentäter Kaljajew zögert, als er sieht, dass auch Kinder in der Kutsche sind, und entschließt sich, sie zu verschonen. Zurück im Unterschlupf entbrennen hitzige Diskussionen unter den Anarchist:innen über den Kampf gegen ein repressives System und den Weg zu einer gerechten Welt. Was tun, wenn der Preis der Freiheit Unschuldige trifft? Wie weit dürfen Einzelne gehen, um das Wohl der Gesellschaft zu sichern? Und kann es überhaupt «gerechte» Gewalt geben? Der Kampf um ein gerechtes Leben und die Grenzen zwischen individuellem Handeln und idealistischem Streben entspinnt sich und zeigt damit eine relevante Analogie zu aktuellen Ereignissen.
Der französische Schriftsteller, Philosoph und Nobelpreisträger für Literatur, Albert Camus, ließ sich bei diesem Drama von dem historischen Attentat auf den Großfürsten Sergej Romanow inspirieren. Dieser wurde 1905 von einer Gruppe Sozialrevolutionären ermordet. Das 1949 uraufgeführte Drama thematisiert die Widersprüche zwischen politischen Überzeugungen und den persönlichen Zweifeln, die beim Einsatz von Gewalt aufkommen. Die junge, aufstrebende Regisseurin Anne Mulleners inszeniert nach der erfolgreichen Produktion Was ihr wollt von William Shakespeare nun diese menschliche Suche nach Gerechtigkeit in den Kammerspielen.