Landestheater ordnet sich neu
Mediation positiv abgeschlossen, struktureller Change Prozess kann starten. Künstlerisch ansprechende Saison – Turn-Around bei der Auslastung erreicht. Tiroler Landestheater blickt gemeinsam mit Intendantin und kaufmännischem Geschäftsführer gestärkt in die Zukunft.
Das Tiroler Landestheater (TLT) mit dem Tiroler Symphonieorchester Innsbruck, den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik und dem Haus der Musik ist die bedeutendste Kulturinstitution Tirols. Die künstlerischen Erfolge der aktuellen Spielzeit bestätigen das große Potential, das Landestheater als kulturellen Leuchtturm in Westösterreich zu positionieren. Seit dem Intendanz-Wechsel im Jahr 2023 war die Doppelspitze, bestehend aus Irene Girkinger und Markus Lutz, gefordert, die Nachwirkungen der Pandemie mit den damit einhergehenden Veränderungen im Theaterbetrieb bestmöglich zu bewältigen, mit neuer künstlerischer Handschrift auch neues Publikum zu erreichen und gleichzeitig das treue Stammpublikum zu begeistern.
Im Herbst 2024 nahm sich die Führung des Tiroler Landestheaters im Rahmen eines angestoßenen Change-Prozesses Raum und Zeit, um das Haus auf die künftigen Herausforderungen vorzubereiten und strukturelle Optimierungen einzuleiten. Unter der Begleitung der ICG Integrated Consulting Group, einem renommierten österreichischen Beratungsunternehmen mit brancheneinschlägiger Erfahrung an großen deutschsprachigen Theaterhäusern, wurden die Weichen für die künftige Theaterarbeit gestellt. Heute, Dienstag, haben die Intendantin und der kaufmännische Geschäftsführer gemeinsam mit den Eigentümervertretern, Landeshauptmann Anton Mattle und Bürgermeister Johannes Anzengruber, die Eckpfeiler eines Arbeitsübereinkommens, das die Grundlage für diese Weichenstellung bildet, präsentiert. Mittel- und langfristig wird die Doppelspitze die Positionierung des Tiroler Landestheaters als eines der führenden und innovativsten Mehrspartenhäuser Österreichs fortführen. Es soll künstlerische Exzellenz mit gesellschaftlicher Relevanz verbinden und als kreatives Zentrum weit über Westösterreich hinausstrahlen.
Positive Zwischenbilanz der laufenden Saison 24/25
Das Tiroler Landestheater blickt sowohl aus künstlerischer als auch aus wirtschaftlicher Perspektive auf eine erfolgreiche erste Saisonhälfte zurück. Die Produktionen des Hauses fanden weit über die Region hinaus Beachtung und begeisterten Publikum wie Fachwelt über alle Sparten hinweg. Neben Klassikern wie Hair, Romeo und Julia und Richard Strauß‘ Der Rosenkavalier stehen auch Uraufführungen mit regionalem Bezug am Programm. Das Bekenntnis zur Zeitgenossenschaft, neue Erzählformen sowie experimentelle Formate sprechen jüngeres Publikum an. Die Auslastung entwickelt sich gesamthaft positiv und liegt für die erste Hälfte der Spielzeit bei 80 Prozent – verschiedene Produktionen, etwa auch jene der Sparte Tanz, waren ausverkauft. Viel Kritikerlob und NESTROY- und STELLA-Nominierungen belegen die künstlerische Strahlkraft und überregionale Bedeutung des Tiroler Landestheaters. Das Tiroler Landestheater setzt weiterhin auf ansprechendes Theater und wirtschaftliche Nachhaltigkeit.
Neuordnung der Struktur
In einem konstruktiven Prozess unter Einbeziehung der Geschäftsführung, Führungsebene, Betriebsrat und Mitarbeiter:innen wurden in den vergangenen Monaten alle Rollen hinterfragt und gemeinsam eine tragfähige Basis der Zusammenarbeit erarbeitet. Hier die wichtigsten Eckpunkte im Detail.
- Intendantin Irene Girkinger und der kaufmännischer Direktor Markus Lutz setzen ihre gemeinsame Geschäftsführung mit besagtem Arbeitsübereinkommen, optimierten Prozessen und präzise definierten Zuständigkeiten fort. Die Eigentümer unterstützen diesen Weg und setzen so ein klares Zeichen für die Zukunft des Theaters.
- Die Vertragsverlängerung von Markus Lutz ist für weitere fünf Jahre in seiner Funktion als geschäftsführender kaufmännischer Direktor der Tiroler Landestheater und Orchester GmbH Innsbruck vereinbart. Vertragsbestandteil ist eine beidseitige Kündigungsklausel per 31.8.2026.
- Die Zusammenarbeit zwischen den Sparten einerseits und Verwaltung und Technik andererseits soll möglichst ressourcenschonend gestaltet werden, um einen reibungslosen Betrieb zu ermöglichen. Sie beinhaltet eine integrierte Spielplanerstellung, eine Mehrjahresplanung, ausbalancierte Produktionstätigkeiten sowie eine Optimierung der Produktionsprozesse.
- Für eine optimale Kundenbindung, bestmögliche Ticketverkäufe und Auslastungszahlen, insbesondere mit Blick auf die postpandemischen Herausforderungen und die künstlerische Neupositionierung, wird auch ein Schwerpunkt auf Kommunikation, Marketing und Vertrieb gelegt. Auch andere Theater stehen vor vergleichbaren Herausforderungen und müssen auf geändertes Besucherverhalten reagieren. Um das Tiroler Landestheater für neue Publikumsschichten sichtbar und attraktiv zu machen, sind Kommunikation und Marketing wesentlich. Es kommt zu einer zeitnahen Entflechtung der Agenden Kommunikation und Marketing/Vertrieb/Ticketing: Für den Bereich Kommunikation wird künftig die Intendantin zuständig sein, den ticketing- und vertriebsbezogenen Bereich verantwortet der kaufmännische Direktor – eine Zuordnung, die in vielen anderen Theaterhäusern üblich ist.
- Interne Prozesse sollen zudem optimiert werden, weshalb die Verantwortlichkeiten im Rahmen der Doppelspitzen Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Junges Theater stärker herausgearbeitet werden. Eine stärkere Rolle in den Arbeitsabläufen wird auch die künftige Chefdisponentin einnehmen.
- Um den kulturpolitischen Grundauftrag sicherzustellen, wird gemeinsam mit den Eigentümern eine entsprechende Rahmenzielvereinbarung – analog zu den Tiroler Landesmuseen – erarbeitet.
Irene Girkinger, Geschäftsführende Intendantin:
«Das Tiroler Landestheater steht für kulturelle Vielfalt, künstlerische Exzellenz und gesellschaftliche Relevanz. Die große künstlerische Strahlkraft unseres Hauses wurde in der laufenden Saison durch überregionale Aufmerksamkeit sowie Nominierungen zu renommierten Theaterpreisen bestätigt. In einem starken Miteinander aller Mitarbeiter:innen von Kunst, Technik und Verwaltung setzen wir diesen erfolgreichen Weg mit Leidenschaft und Entschlossenheit fort. Unser Anspruch ist es, Theater zu schaffen, das inspiriert, zum Nachdenken anregt und verbindet.»
Dr. Markus Lutz, Geschäftsführender kaufmännischer Direktor:
«Es freut mich sehr, dass wir eine stabile Basis für die Zusammenarbeit schaffen konnten. Ebenso erfreulich ist die hohe Gesamtauslastung der ersten Spielzeithälfte von 80 Prozent – bei vielen Produktionen sogar darüber. Besonders positiv ist zudem, dass wir verlorene Abonnent:innen zurückgewinnen konnten. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg und künstlerische Qualität Hand in Hand gehen. Mit der Unterstützung unserer Gesellschafter und dem Vertrauen unseres Publikums können wir diesen erfolgreichen Kurs fortsetzen.»
Landeshauptmann Anton Mattle, Land Tirol
«Vieles in unserer Gesellschaft ist im Umbruch, die Bevölkerung sehnt sich aber auch nach Kontinuität. Um die Balance zwischen Neuem und Bewährtem zu halten, ist es immer wieder notwendig, sich mit gewohnten Prozessen und Strukturen auseinanderzusetzen. Das Tiroler Landestheater hat sich Zeit und Raum genommen, um sich selbst neu zu ordnen. Als Eigentümer sind wir stolz auf die Leistungen der Mitarbeitenden und der Künstlerschaft. Die aktuellen Produktionen begeistern das Publikum und zeigen, welches Potential im Tiroler Landestheater steckt. Dieses Potential gilt es zu nützen und ich bin froh, dass wir mit Irene Girkinger und Markus Lutz zwei Profis an der Spitze des Hauses haben. Mit Ruhe, Konstruktivität und den notwendigen Anpassungen ist das Tiroler Landestheater wieder in ruhigerem Fahrwasser angekommen.»
Bürgermeister Mag. Johannes Anzengruber, Stadt Innsbruck
«Eine funktionierende Führung und geordnete Strukturen sind Grundlage für einen Theaterbetrieb, der hinter dem Vorhang zu gewährleisten ist. Dank der erarbeiteten Basis startet jetzt ein notwendiger Change-Prozess zur Restrukturierung in einzelnen Bereichen. Dieser Prozess wird bis Herbst 25 abgeschlossen sein. Solche Verfahren sind in Unternehmen üblich und zeugen von Professionalität. Eine strukturelle Entflechtung sowie der bereits ausdrücklich in der letztjährigen Generalversammlung von mir geforderte Benchmark-Vergleich mit vergleichbaren Theaterbetrieben, eine Wertschöpfungsstudie und eine ergebnisorientierte Marketing-Strategie sind dabei Eckpunkte. Vor den Vorhang gehören großartige Bühnenkunst für die Menschen in der Stadt und darüber hinaus. Ich bedanke mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die diese Weiterentwicklung im laufenden Betrieb mitgetragen haben.»
Texte

Landeshauptmann Anton Mattle, Dr. Markus Lutz (Kaufmännischer Direktor), Irene Girkinger (Intendantin), Bürgermeister Johannes Anzengruber
© Emanuel Kaser

Landeshauptmann Anton Mattle, Dr. Markus Lutz (Kaufmännischer Direktor), Irene Girkinger (Intendantin), Bürgermeister Johannes Anzengruber
© Emanuel Kaser
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