Komödie trifft Revolution

Ödön von Horváths Komödie Figaro lässt sich scheiden handelt von der Revolution und ihren Folgen – dabei gerät ein ganzer Wald ins Wanken. Wie das funktioniert, erklärt der technische Produktionsleiter Thomas Bodner.
In dieser Komödie gibt es nicht nur einen prominenten Revolutionär, der sich ins Stück verirrt hat – auch menschliche Beziehungen und Systeme werden umgekrempelt, während ein ganzer Wald ins Wanken gerät. Inszeniert wird Horváths Komödie aus dem Jahr 1936 vom kroatischen Regieteam um Anica Tomić – und es gibt einiges zu erleben!
Gleich zu Beginn fliehen die Gräfin und der Graf Almaviva gemeinsam mit ihrem Kammerdiener Figaro und ihrer Zofe Susanne durch den Wald. Sie flüchten vor der Revolution in ihrem Land.
Für diesen Wald hat die Bühnenbildnerin Mila Mazić zehn schwarze Bäume (fünf Stämme und fünf ganze Bäume), die jeweils sechs Meter hoch sind, entworfen. Diese werden nicht nur aus dem Bühnenboden herauswachsen, sondern im Verlauf auch gefällt. Dafür hat Thomas Bodner gemeinsam mit den beteiligten Malern und Kascheuren Christian Ladner und Markus Braunhofer sowie David Spörr aus der Schlosserei eine realitätsnahe und beeindruckende Umsetzung gefunden.

Ein Hybrid aus einer flachen Silhouette und einem dreidimensionalen Baum
Der Wald wird auf der großen Versenkung der Bühne mit Scharnieren montiert. Die fünf Bäume bestehen aus Theaterlatten, auf denen Pappelsperrholzplatten liegen. Aus diesen Platten wurden die Baumsilhouetten geschnitten, die anschließend schwarz angemalt wurden. Für den dreidimensionalen Effekt sorgen schwarze künstliche Tannenzweige auf der Vorderseite. Die Baumstämme selbst bestehen aus Kartonrohr und sind kaschiert, um die Struktur einer Baumrinde zu imitieren. Die fünf kronenlosen Stämme sind ebenfalls aus Theaterlatten, ummantelt mit weichem Schaumstoffmaterial, das kaschiert ist, um Rinde und kleine Astzweige nachzubilden.
«Tatsächlich haben wir uns für diese Ausführung entschieden, da sie der Kunst sehr viel ermöglicht: Das Ensemble kann sich auf der Bühne frei und sicher bewegen und das Fällen wirkt durch das dumpfe Geräusch und den Luftwirbel sehr realistisch.»
Den Wald ins Wanken bringen
Das Fällen der Bäume stellt eine besondere Herausforderung dar – auch hier haben Thomas Bodner, Christian Ladner, Markus Braunhofer und David Spörr eine kluge Lösung gefunden: Durch einen Sicherungsstift (Splint) sind die bis zu 120 Kilogramm schweren Bäume gesichert. Wird dieser entfernt, können sie leicht umgestoßen werden. Die Gewichtsmasse, die auf den Boden prallt, wird dabei durch eine Folie abgefedert. Diese spannt sich wie eine Schwimmhaut über die Kronen der Bäume. Wenn der Baum fällt, sorgt sie für den notwendigen Luftwiderstand.
Dank der Kunstfertigkeit des Teams kann ab dem 12. April erlebt werden, wie die alte Welt ins Wanken gerät und schließlich umstürzt!
TEXT Sonja Honold
BILDER Andrea Widauer