Es bleibt in der Familie

Benjamin Chamandy (Emmerich Kálmán), Jennifer Maines (Kellnerin/Gitta Alpár), Anastasia Lerman (Junge Frau im Hotel/Rosy Bársony), Andrea De Majo (Fritz Rotter) © Birgit Gufler Benjamin Chamandy (Emmerich Kálmán), Jennifer Maines (Kellnerin/Gitta Alpár), Anastasia Lerman (Junge Frau im Hotel/Rosy Bársony), Andrea De Majo (Fritz Rotter)

Seit 2004 stehen Jennifer Maines und ihr Sohn Benjamin Chamandy zusammen auf der Bühne des TLT. Damals als Kinderstatist und Csárdásfürstin, heute als Ensemblekolleg:innen. Ob sich in gut 20 Jahren viel verändert hat?

«Er war immer sehr brav,» sagt Jennifer Maines über ihren Sohn, der als Theaterkind so manchen Abend auf einer Probebühne oder in einer Garderobe des Tiroler Landestheaters verbracht hat. In den frühen 2000er Jahren waren Maines und ihr damaliger Mann, der Sänger Dan Chamandy, beide Ensemblemitglieder am Haus. Ihren kleinen Sohn hatten sie aus Kanada mitgebracht. «Eine Familieneinheit in der Fremde.» Bei den Wiltener Sängerknaben fühlte der kleine Benjamin sich bald ebenso zuhause wie im Landestheater, das – trotz aller Bravheit – natürlich erkundet sein wollte. «Die vielen Gänge und Räume, diese ganze Welt war für mich faszinierend. Außerdem gab es einen Fahrstuhl, in dem ich und eine gleichaltrige Freundin immer wieder hoch und runter gefahren sind.» – Davon wusste Mama anscheinend nichts: «Ich dachte, du seist immer in der Garderobe gewesen!»

Die «Csárdásfürstin» 2004 © Aus dem Familienarchiv

Die «Csárdásfürstin» 2004 © Aus dem Familienarchiv Die «Csárdásfürstin» 2004

Schön ist die Welt 2025 © Josefine Schlaak

Schön ist die Welt 2025 © Josefine Schlaak Schön ist die Welt 2025

Zum Glück ist das Tiroler Landestheater eine große Familie, wo alle aufeinander achtgeben. «Es waren immer alle sehr verständnisvoll und gerade die Kollegen aus dem Chor haben sich rührend um Ben gekümmert, wenn ich gerade auf der Bühne war.» Ein Kind mit dem anstrengenden Bühnenberuf zusammenzubringen, ist oft dennoch eine Herausforderung. Schließzeiten von Kindertagesstätten harmonieren nicht mit Theaterarbeitszeiten. Gerade abends braucht es daher oft Babysitter: «Die mochtest du eher nicht, das war schwer», erinnert sich Jennifer Maines, und Benjamin Chamandy nickt dazu. Viel schöner war es halt im Theater und bald auch selbst auf der Bühne.

In der Csárdásfürstin gab’s als Kinderstatist sogar einen Satz aufzusagen: «Zu meinem Papa, der den Edwin gespielt hat. Einmal habe ich meinen Auftritt verpasst und er musste improvisieren, bis ich endlich da war.» Beim großen Festtagsschmaus auf der Bühne gab es außerdem ein Würstl mit Semmel, während Mama in der Titelpartie in roten Stiefeln über die Bühne wirbelte. Als dritter Knabe in der Zauberflöte kamen dann bald auch gesangliche Herausforderungen dazu. «Die Musik und die Möglichkeit, sich zu verwandeln, Rollen zu spielen, das alles hat mich fürs Theater begeistert,» meint Chamandy heute. Kein Wunder also, dass er nach seinem Gesangsstudium – nun als Bassbariton – auf die Bühne zurückkehrte. Innsbruck sollte es dabei gar nicht unbedingt werden. «Es war ein Zufall, dass ich ausgerechnet in Innsbruck im Ensemble gelandet bin.» Die Rollen stimmten und die Menschen auch – «und mittlerweile mag ich auch die Berge und die Natur sehr gern, mit denen ich als Kind nicht so viel anfangen konnte.»

Als Sängerin ist auch Jennifer Maines nach wie vor regelmäßig am TLT zu erleben. So kommt es, dass sie im Operettenabend Schön ist die Welt in dieser Saison gemeinsam mit ihrem Sohn auf der Bühne steht: er als Operettenkomponist Emmerich Kálmán (dem Komponisten der Csárdásfürstin),  sie als Operettendiva Gitta Alpár. «Auf den Proben sind wir einfach gute Kollegen, die aber natürlich als Familie eine eigene Sprache teilen», beschreibt Maines die gemeinsame Arbeit. Die Premiere fand am 5. April 2025 in den Kammerspielen statt. Dann wird es Zeit für das nächste Familienfoto in Kostüm und Maske. Erfahrene Kollegen eben!

 

TEXT Katharina Duda