Anders betrachtet

Händl Klaus © Martin Hickmann Händl Klaus

In Prosa für Elisabeth schärft Händl Klaus unseren Blick für das vermeintlich Alltägliche, das nur zu schnell in etwas Absurdes kippt: Von Stromschlägen im Garten, vom Lieben, Leben und Tankstellenromantik. 

Noch wenige Tage bis zum offiziellen Probenbeginn. Es häufen sich die Nachfragen: Ist die Fassung denn fertig? Die Ausstatterin möchte an Bühnenbild und Kostümen feilen, die Schauspieler:innen mit dem Lernen beginnen und die Regieassistentin szenische Einteilungen u. a. vorbereiten. Und Regisseur Jonas Knecht und ich ziehen immer noch Kreise um Händl Klaus.

Vom Theaterteufel verschlungen 

Händl Klaus: Schriftsteller, Schauspieler, Filmregisseur, Librettist und Dramatiker. Tiroler (kann man sagen Tiroler Schweizer? Ich werde Klaus fragen). Dem Tiroler Landestheater, das er seit Kindertagen vertraut «unser Theater» nennt, ist er zutiefst verbunden. Hier muss er sich wohl in das Theater verliebt haben, hier hat ihn der «Theaterteufel», wie Robert Walser schreibt, wohl erwischt. Nach der Matura nimmt er Schauspielunterricht und wird bald schon am Schauspielhaus Wien engagiert. 1994 veröffentlicht er erste Texte – Legenden, Prosaminiaturen, die sogleich mit dem Rauriser Literaturpreis und dem Robert-Walser-Preis ausgezeichnet werden. Es folgen etliche weitere Auszeichnungen und Werke, eine bemerkenswerte Karriere.

Kubus Reich für die Insel © Andrea Widauer Kubus Reich für die Insel

Selten in Innsbruck gespielt

Doch bleiben wir in Innsbruck. 2006 wird Ich ersehne die Alpen; So entstehen die Seen in einem Glashaus im Hofgarten gezeigt, 2008 Dunkel lockende Welt in den Kammerspielen und 2010 adaptiert das Westbahntheater Händls Debüt Legenden als Theaterabend. Dann dauert es zehn Jahre, bis der Autor, der 2006 von der Fachzeitschrift Theater heute gar zum «Dramatiker des Jahres» gekürt wurde, wieder in Innsbruck gespielt wird: 20/21 ist Dunkel lockende Welt im Theater praesent zu sehen, 2024 eröffnete mit der Zwei-Personen-Oper Liebesgesang ein gefühlsintensives Libretto von Händl Klaus die Spielzeit am Tiroler Landestheater.

Nun darf sich das Schauspiel-Publikum auf einen Abend im Händl-Klaus-Universum freuen. Auf Texte, die einen schnell aufsaugen, in denen man sich verlaufen kann und an deren Ende man gerne wieder an den Anfang zurückkehren möchte: Nochmal! Diesen Prosaminiaturen möchte der Regisseur Jonas Knecht ausreichend Raum zum Wirken geben, er bringt die Texte dorthin zurück, wo Händl Klaus sie wohl entdeckt hat: in unserem täglichen Miteinander, im öffentlichen Raum. In unserem Fall ist das der Vorplatz des Großen Hauses. Das Publikum wird im Kubus Reich für die Insel sitzen, die Schauspieler:innen den Platz als Bühne nutzen. Hier möchte der Schweizer Regisseur Bilder finden, die das Spannungsfeld der Texte übersetzen; den Beobachtungen und Brüchen in den Texten Bilder (oder sind es Trugbilder?) entgegensetzen oder sie darum ergänzen.

Fünf Tage / ein Monat. Immerhin. Ein Zitat haben wir beim Umkreisen gefunden: «Gell, ich bin per du, und du, du bist perdu, chérie.» Damit werden die Proben doch gut beginnen.

 

TEXT Uschi Oberleiter