Während draußen die eisigen Minustemperaturen den Atem gefrieren lassen, dampft im Ballettsaal die Luft. Hier wird intensiv und mit vollem Körpereinsatz geprobt. Bereits die dritte Tanzproduktion der Saison wird vorbereitet und der Name ist Programm: Rausch – was da entsteht, hat wahrlich Potenzial, das Publikum zu berauschen: es wird intensiintensiv, ästhetisch, dynamisch und mitreißend.
Drei choreografische Handschriften
Drei voneinander unabhängige Stücke gibt es an diesem Abend im Großen Haus zu sehen. Dafür sind drei Gastchoreograf:innen am Werk: Die Italienerin Francesca Frassinelli und der Franzose Julian Nicosia kreieren für das Tanzensemble des TLT mit Unfamiliar Connections und Celestial Fractures je eine Uraufführung von ca. 25 Minuten Dauer. Nummer drei im Bunde wird der Boléro des britisch-schweizerischen Choreografen Ihsan Rustem – ein bereits seit einigen Jahren an vielen Häusern erfolgreich aufgeführtes Werk voller Power und Energie. Für die Tänzerinnen und Tänzer heißt das erst einmal viel intensive Arbeit und zahlreiche Bewegungen und Schritte lernen. Gar nicht so einfach, sich innerhalb weniger Wochen gleich drei verschiedene choreografische Handschriften einzuverleiben – dazu kommen abends zahlreiche Aufführungen der bereits laufenden, erfolgreichen Tanzproduktionen Romeo und Julia im Großen Haus und The Room in den Kammerspielen.
«Ich bin sehr berührt von eurer Arbeit!»
Julian Nicosias Stück ist bereits fertig und wurde gerade in einem Durchlauf geprobt. Die Tänzer:innen haben hochrote Köpfe, atmen schwer – die Choreografie fordert technisch und konditionell. Der junge Choreograf gibt Feedback und treibt weiter an: «Die Emotion wird nicht allein über die tänzerische Technik transportiert, sondern über die Intensität und die Kraft, die entsteht, wenn ihr sämtliche Energie in die Bewegung legt. Ich möchte, dass ihr alles gebt, was ihr an Kraft habt und am Ende des Stücks an die Grenzen der Erschöpfung gelangt.»
Dass er zufrieden ist mit dem Resultat und dem Einsatz der Tänzer:innen, verschweigt er aber nicht. «Ich bin sehr berührt von eurer Arbeit und finde es fantastisch, was wir in dieser kurzen Zeit miteinander erreicht haben.» Im Anschluss an die Probe legt er nach und lässt die vergangenen drei Wochen Revue passieren: «Das Ensemble hat sehr gut, effizient und schnell gearbeitet. Die Tänzer:innen hier sind kreativ, sie bieten viel an und warten nicht nur auf meine Inputs – wir konnten uns gegenseitig füttern. In diesem Sinne kann ich auch von ihnen lernen. Das ist ein inspirierender Prozess.»
Stimulierendes und talentiertes Ensemble
Ganz am Anfang des Probenprozesses steht Francesca Frassinelli zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Textes – gerade hat sie die erste Probe für Unfamiliar Connections hinter sich. «Der erste Tag ist immer eine Herausforderung, da man sich noch nicht kennt und den Tänzer:innen erst mal das Konzept vermitteln und nahebringen möchte. Aber ich kann nach der ersten Probe sagen, dass es sehr gut lief, dass das Ensemble sehr stimulierend und talentiert ist – mit großer Motivation und einer merklichen Lust und Freude am Tanzen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für meine Arbeit als Choreografin!»
Nur knapp drei Wochen hat Frassinelli Zeit, ihr Stück zu proben. Dann ist erst mal die Einstudierung des Boléro dran, bis dann ca. zwei Wochen vor der Premiere am 1. März alle beteiligten Choreograf:innen zurück in Innsbruck sind und ihren Stücken den letzten Schliff geben.
Es bleibt spannend, kreativ und dynamisch.
TEXT Stefan Späti